Klare Empfehlungen für ein Auslandspraktikum

 

Lippe-Berufskolleg vergibt Europässe an Azubis und Vollzeitschüler

Schafe hüten in Island, Programmierung einer App zur Parkplatzsuche für die Stadt Aalborg in Dänemark, Kfz-Reparaturen und die Erstellung von Newslettern in Irland oder das Lackieren eines Balkons in Malta – viele spannende Erfahrungen konnten Auszubildende des Dualen Systems im vergangenen Jahr im Auslandspraktikum quer über unseren Kontinent sammeln. 

Das Lippe-Berufskolleg hat dieses Engagement der Jugendlichen am 14. Februar in großem Rahmen gefeiert, denn als Europaschule organisierten Lehrerinnen und Lehrer die Auslandspraktika im Rahmen des Erasmus+ Programms der Europäischen Union. Im Zuge der Veranstaltungen erhielten die Schüler auch ihre Europässe, durch die die internationale Mobilität offiziell zertifiziert wird. Auch sieben Schüler der Höheren Handelsschule wurden ausgezeichnet, denn sie hatten im Sommer fünfwöchige Praktika in Irland und Griechenland absolviert. Eingeladen waren - neben den ehemaligen Praktikanten - Vertreter der Ausbildungsbetriebe, von der Bezirksregierung sowie vom Kreis Soest. Auch interessierte Schüler des Lippe-Berufskollegs, die zukünftig ein Praktikum machen möchten, waren anwesend, um sich über die Erfahrungen ihrer Mitschüler zu informieren.

Drei Malerinnen auf Malta und vieles mehr

In unterhaltsamen Vorträgen berichteten die Azubis über die Zeit im Ausland. Saskia Rose, Lotte Senftleben und Kimberley Feck sind z. B. die ersten angehenden Malerinnen, die vom Lippe-Berufskolleg nach Malta begleitet wurden. Zu den Aufgaben von Kimberley Feck gehörte unter anderem das Lackieren eines typischen maltesischen Balkons. Ihre Kolleginnen waren drei Wochen lang mit Malerarbeiten in einem Hotel beschäftigt. Begeistert waren alle drei von der Herzlichkeit der Malteser. Diese wiederum waren überrascht davon, wie gut und schnell die deutschen Azubis gearbeitet haben.

Von Unterschieden im Arbeitstempo berichtete auch Sammy Ritter, der drei Wochen lang bei einem irischen Fassadenhersteller eingesetzt war. Er empfand die Arbeit auf der Grünen Insel als entspannter und langsamer als in seinem Ausbildungsbetrieb, was aber auch längere Arbeitszeiten zur Folge hätte. Im Unternehmen habe er Menschen der verschiedensten Kulturen kennengelernt, die im sehr aufgeschlossen und interessiert begegnet seien.

Als Letzter von neun Vorträgen berichtete Henning Süggeler über seine Zeit auf einem Bauernhof in Lettland. Der Arbeitstag der angehenden Landwirte war im Zweischichtbetrieb organisiert und unterschied sich sehr von dem in Deutschland. Da in Lettland wenig Tierhaltung betrieben würde bestanden die Aufgaben u. a. im Pflügen, Grubbern, Anwalzen und in Getreidetransporten. Alles sei sehr viel stärker von Maschinen geprägt gewesen als in heimischen Betrieben. In Ausflügen nach Riga oder andere Orte Lettlands hätte man vielerorts das Zusammenwachsen des Kontinents durch die Europäische Union gespürt, zeigt sich Hennig Süggeler begeistert von den vielfältigen Erfahrungen. Er empfinde es als sehr lohnenswerte Erfahrung und könne es anderen Jugendlichen nur empfehlen, sich in Europa umzuschauen, Menschen kennenzulernen und Meinungen auszutauschen.

Ähnlich positive Erfahrungen hat Benedikt Roeren-Wiemers in seiner Jugend gemacht. Der selbstständige Landwirt, der jüngst einem Azubi das Auslandspraktikum ermöglicht hat, ist nach seiner Ausbildung einige Wochen in Rumänien tätig gewesen. Für ein ganzes Jahr war er anschließend in Kanada, hat die Arbeit auf verschiedenen Höfen kennengelernt und eine Landwirtschaft, die durch fehlende staatliche Regulierung wesentlich freier arbeiten konnte, als er es aus Deutschland gewöhnt ist. Wertvolle Erfahrungen, die ihn darin bestärken, jungen Menschen in ihrer Ausbildung die Möglichkeit zu geben, einmal über den Tellerrand zu schauen und internationale Erfahrungen zu machen.

Als Mehrwert für die jungen Menschen bezeichnet auch Birgit Stange, Ausbilderin bei Schlüter Baumaschinen in Erwitte das Auslandspraktikum. Ihre Auszubildende Maja Rasche war zusammen mit Jeany Vorbeck von der Deutschen Saatveredelung für drei Wochen in Dublin. Die angehenden Kauffrauen im Groß- und Außenhandelsmanagement haben in einem Unternehmen gearbeitet, das Sportgeräte vertreibt. Genau wie Birgit Stange sieht Ilka Heitmann, Ausbilderin bei DSV, einen großen Mehrwert in den Auslandserfahrungen. Der geschäftliche Alltag werde immer internationaler, häufig fehle den jungen Menschen aber die Verbindung zum Ausland, was auch sprachliche Gründe habe. Hier könnten durch das Erasmus+ Praktikum wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, die den späteren Arbeitsalltag vereinfachten. Besonders hob Heitmann die gute Organisation des Praktikums durch das Europateam des Lippe-Berufskollegs hervor. Als Betrieb habe man so gut wie keinen Aufwand mit den Planungen, einzig beim Schreiben der Bewerbung habe sie ihre Auszubildende unterstützt.

Schulleiter Michael Flore dankte seinerseits in seiner Ansprache den Unternehmen für ihre Bereitschaft, den Auszubildenden die Erfahrung eines Praktikums im Ausland zu ermöglichen. Ebenso würdigte er das Engagement und den „Mut“ der Schülerinnen und Schüler, über den Tellerrand zu schauen und für ein paar Wochen ihre Komfortzone zu verlassen, um neue Erfahrungen sammeln zu können.

Neben der Übergabe der Europässe an die Praktikantinnen und Praktikanten erhielten auch die Vertreter der anwesenden Unternehmen Urkunden und Mobilitätssiegel von Erasmus+, die sie für ihr hohes Engagement im Rahmen internationaler Mobilitäten in der Berufsausbildung auszeichnen.

Christian Hippe

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